4. September 2021

Besuch im Militärmuseum Wildegg

Viel Herzblut steckt im Militärmuseum Wildegg. Das spürt man sofort, wenn man durch die Hallen geht. Noch deutlicher wird es jedoch, wenn man das Glück hat vom Besitzer und Gründer Peter Fischer persönlich geführt zu werden.

Als Frau ist man vielleicht am Anfang nicht so begeistert von der Aussicht einen Morgen im Militärmuseum zu verbringen. Es soll jedoch ein Geschenk sein für ein befreundetes Ehepaar aus dem Appenzell. Er war zugeteilter Hauptmann des Panzerbataillons 22 und träumt mit über 70 immer noch von „seinem“ Panzer 51 AMX 13. Als er von dem Militärmuseum hörte, begannen seine Augen zu glänzen und es war klar: das ist der perfekte Ausflug. Sie lebt schon seit vielen Jahren mit der Leidenschaft ihres Mannes. Anfang September ist es nun soweit. Die Frauen waren sich einig: „Es ist ja nicht unbedingt DER Ort, wo man als Frau hingehen würde…“. Um es vorwegzunehmen: Nicht nur die Männer waren nach fast zwei Stunden Führung begeistert, sondern auch die Frauen hatten ihre Meinung geändert: „Unglaublich wie alles ausgestellt, restauriert, beschildert ist. Eine riesige Vielfalt an inzwischen seltenen Stücken und vor allem die Hintergrundgeschichten, welche Peter Fischer zu erzählen hatte, waren faszinierend.“

Peter Fischer weiss faszinierende Geschichten zu erzählen.

 

45 Jahre Arbeit und Herzblut

Peter Fischer hat zusammen mit seinem Team ein einzigartiges Militärmuseum geschaffen in Wildegg. Anlässlich der Führung erzählt er, wie er begonnen hat mit einem Ford GPW Jahrgang 1942, dann etwas gehandelt, immer wieder geschaut, dass er zu Originalteilen kam. Die Sammlung habe sich nach und nach vergrössert und mit der Sammlung auch die Hallen. Da und dort wurde immer wieder angebaut und erweitert. Sie hätten sich immer gefreut und gedacht, sie hätten nun wieder Platz. Und schwupp war das Museum schon wieder voll…. Dass ihn dieses Hobby erfüllt, merkt man nicht nur an der Aussage, dass ihn seine Frau an den Samstagen, oder wenn er abends noch nicht zu Hause sei, in der Werkstatt finde. Auch so kleine Geschichten wie die, dass er mitten in der Nacht nach Deutschland gefahren sei, um vor einem anderen Interessenten an ein Ersatzteil zu kommen, zeugen von seiner Leidenschaft. Überhaupt strahlt er seine Liebe für die Rad-, Ketten- und Luftfahrzeuge sowie Motorräder der verschiedensten Generationen aus. Während er bei der Begrüssung noch etwas reserviert wirkt, merkt man ihm mehr und mehr die Freude über das Interesse der Besucher an. Und diese schätzen einerseits das fachliche Wissen, aber fast noch mehr die Geschichten, wie die Fahr- und Flugzeuge ins Museum kamen. Die Vorstellung, wie ein Flugzeug ohne Schnauze und Schwanz, aber mit voller Flügelbreite mit Polizeieskorte mitten in der Nacht über die Autobahn transportiert wird. Oder wie die Menschen auf der Strasse staunen, wenn die ganzen Lastwagen und so weiter mindestens einmal im Jahr „bewegt“ werden, und man nur mit sehr viel Geschick um den Kreisel kommt ohne x-mal „sägen“ zu müssen. Bei all diesen Geschichten lebt Peter Fischer auf. Und noch ein Rätsel löst sich auf bei der Führung: Wie kommt zum Beispiel der Mirage an die Hallendecke? Sofort zückt der Inhaber sein Natel und zeigt Bilder. Nachdem man das Flugzeug ins Innere gebracht und das Triebwerk aus Gewichtsgründen ausgebaut hat, wird es mit Hilfe einer fahrbaren Maurerhebebühne nach oben transportiert und befestigt. Dann wird die Bühne 10 cm hinuntergelassen. Schwebt der Flieger nach einer Woche noch, wird die Hebebühne entfernt. Mit dem Besucher aus dem Appenzell hat er aber auch einen Gleichgesinnten gefunden. Dieser steuert nämlich „seinen“ Panzer an und möchte ihn wenigstens einmal noch umarmen: „Du warst ein Guter“, sagt er zu dem Exponat in der Werkstatt, an dem gerade geschraubt wird. Das macht Peter Fischer und sein Team übrigens alles selber, von den Elektrizitätsarbeiten, über das Mechanische bis hin zu der Herstellung der Nummer, welche der Nummer entspricht, mit welcher das Fahrzeug erstmals im Militär eingesetzt wurde.

 

Zielstrebig hat der Hauptmann "seinen" Panzer gefunden.